PORTALgesund
Projekt Bindeschuh Abb.1

Über die Jahre erfahren die KünstlerInnen eine Steigerung ihrer Kunstfertigkeit, erleben sich als Künstler und bekommen Anerkennung.

Projekt Bindeschuh Abb.2

1997 wurde das Projekt "Bindeschuh" von der UNESCO für seine Computerkunst ausgezeichnet.

Bildrechte:
Projekt "Bindeschuh"

www.projekt-bindeschuh.de

Kreativität und künstlerisches Arbeiten von Menschen mit geistiger Behinderung

Das Projekt "Bindeschuh" – Ein Kunst- und Kulturprojekt

Freies kreatives Schaffen bewirkt per se eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Person und seiner Umwelt. Egal, ob es sich um Menschen mit oder ohne geistige Behinderung handelt. Wer seine Arbeiten der Öffentlichkeit zugänglich machen kann, hat darüber hinaus die Möglichkeit in einen Dialog mit seinen Mitmenschen zu treten, erfährt Anerkennung und hat das Gefühl einer sinnvollen Beschäftigung.

Dieses setzt eine eigene Identität voraus, die in der Vergangenheit Menschen mit geistiger Behinderung zuweilen abgesprochen wurde, ein kreatives Potential demzufolge ebenso. Einen Verweis auf die Nationalsozialistische Rassenhygiene finden Sie am Ende dieses Artikels (gegen das Vergessen).

Lernen von Menschen mit geistiger Behinderung

Während sich Menschen ohne geistige Behinderung neuen Technologien einfach verschließen können, "zu modern", "zu kompliziert" und dieses mit einer konservativen Haltung rechtfertigen, sind Menschen mit geistiger Behinderung permanent gezwungen, sich in einer Gesellschaft zurechtzufinden, in die sie weder eingeplant noch integriert sind. Und so setzen sie für Außenstehende z.T. unbemerkt ein Höchstmaß an kreativen Prozessen frei, um vermeintlich einfache Arbeiten zu erledigen und ihre Bedürfnisse der Umwelt mitzuteilen.

Die Aufgeschlossenheit und Begeisterung gegenüber "neuen Medien", Möglichkeiten des kreativen Schaffens überhaupt und der damit verbundenen Selbstentfaltung müssen zur Kenntnis genommen werden, denn viele dieser Künstler sind auf die Bereitstellung von Räumen, Materialien und der Wahl von Kunst- und Ausdrucksformen sowie auf Assistenz angewiesen.

Kultur-Projekte

In den vergangenen Jahrzehnten sind in Deutschland Kultur-Projekte entstanden, die Schaffensräume für Künstler bereitstellen, die in unserer Gesellschaft auf jene Assistenz angewiesen sind. Menschen, die in diesen Projekten mitunter zum ersten Mal in ihrem Leben Pinsel, Farbe und Papier zur Verfügung gestellt bekamen, um sich kreativ auszuleben. Musik, Tanz, Theater Malerei oder ComputerArt sind einige der Angebote.

Eines dieser Projekte ist das Projekt "Bindeschuh". 1992 als „Malkurs“ ins Leben gerufen, 1997 von der UNESCO für seine Computerkunst ausgezeichnet. Ein Projekt, das stets weiterentwickelt wird, durch seine Künstlerinnen und Künstler und durch die Mitarbeit von Studentinnen und Studenten.

Projekt "Bindeschuh" – ein Kunst- und Kulturprojekt

Das Projekt "Bindeschuh" ist eine gemeinsame Veranstaltung des Fachbereiches Sozialwesen der Hochschule Fulda und der Lebenshilfe Fulda-Hünfeld e.V. Betreut wird das Projekt "Bindeschuh" derzeit von 28 Studierenden und studentischen MitarbeiterInnen, einer Kunsttherapeutin und einer Professorin.

So nüchtern die Betrachtung auf die Situation von Menschen mit geistiger Behinderung in unserer Gesellschaft auch ausfallen muss, jeden Montag nachmittag geht es stimmungsvoll zu in den Kunsträumen der Hochschule Fulda:

Hier kommen Künstlerinnen und Künstler - einige seit vielen Jahren - freiwillig und mit Freude zusammen um selbstbestimmt zu Arbeiten. Es wird diskutiert, gelacht, geweint und geflirtet. Hier eine Umarmung, dort ein lautes Rufen. Plötzlich konzentriertes Schweigen. Ein ständiger Wechsel der Atmosphäre im Raum.

Assistenz wird angeboten, aber nicht aufgedrängt. Einen therapeutischen Ansatz gibt es nicht. Im Vordergrund steht die freie Entfaltungsmöglichkeit der KünstlerInnen, die Entdeckung des eigenen kreativen Potentiales und durch die Gleichstellung aller Beteiligten eine Steigerung der sozialen Kompetenz - für alle. Öl- oder Tuschebilder entstehen, Computerkunst, Arbeiten mit Holz, Ton oder anderen Materialien.

Über die Jahre erfahren die KünstlerInnen eine Steigerung ihrer Kunstfertigkeit, erleben sich als Künstler, bekommen Anerkennung. Viele von ihnen arbeiten in Werkstätten, die keinen Spielraum für Kreativität zulassen.

Die StudentInnen lernen hier von den Behinderten, gemeinsam werden Ausstellungen vorbereitet, der Dialog mit der Gesellschaft eingeleitet, der so dringend nötig ist - und sei es zunächst über künstlerische Arbeiten. Eine Ebene, auf die sich mehr Menschen einlassen mögen, als auf die alltäglichen Probleme von Menschen mit geistiger Behinderung.

Die Arbeiten

15 Bilder stellen wir großformatig hier im PORTALgesund vor. Galerien

Es sind reine Arbeiten, die weder Zwecke noch Ziele verfolgen und somit eine emotionale Tiefe spürbar machen und berühren.

Wir danken allen Künstlerinnen und Künstlern sowie dem Projekt "Bindeschuh" für die Genehmigung zur Veröffentlichung.

Ausführliche Informationen zum Projekt "Bindeschuh"

erhalten Sie auf der Website www.projekt-bindeschuh.de

Hier erfahren Sie mehr über die Entstehung des Projektes, die Arbeit mit den KünstlerInnen, die Öffentlichkeitsarbeit, Presse-Publikationen und können viele weitere Arbeiten einsehen.

Spendenkonto der Hochschule Fulda:
Sparkasse Fulda
Konto Nr. 400 328 56
BLZ 530 501 80
Verwendungszweck: Spende Bindeschuh, Auftr.-Nr. 51700003

Danksagung

Wir danken Frau Prof. Dr. Hilgers vom Projekt "Bindeschuh" ganz herzlich für die freundliche Zusammenarbeit.

Wir danken Frau Prof. Dr. Schuppener für die Unterstützung an dem Artikel. Ihr Vortrag "Kunst=Ausdruck von Persönlichkeit...", den wir sehr empfehlen möchten (siehe weiterführende links) liegt diversen Aspekten in obigem Artikel zugrunde.

Kontakt

Über Ihre Kommentare oder Fragen zu unseren Beiträgen freuen wir uns:
redaktion@portalgesund.de


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