Uwe Räth ist Inhaber der Apotheke Bockau und Osteoporose-Berater

Manche Maßnahmen im Kampf gegen die Pfunde erweisen sich als völlig zwecklos.

Schlank um jeden Preis?

von Ramona Hapke

Orangenhaut ist nur was für Früchtchen, Fettpolster haben andere, ein Doppelkinn kommt nicht ins Gesicht! Frauen wie Männer schmieren, schlucken, wickeln für die Traumfigur. In ihrem Schlankheitswahn konsumieren sie Cremes, Fatburner, Appetitzügler, Abführ-, Quell- und Entwässerungsmittel, deren Wirkung umstritten ist.

Die Schlankheitswelle rollt. Die Deutschen kauften im Jahr 2006 für rund 101 Mio. Euro Schlankheitsmittel: rezeptfreie Arzneimittel und Nichtarzneimittel sowie diätetische Lebensmittel (Quelle: IMS OTC Report/Gesundheitsstudie).

Mit Pillen und Co. zur Idealfigur?

Fett sein ist mit einem negativen Image behaftet. Schön und erfolgreich sind schlanke Menschen, suggerieren bunte Werbebilder. Und sie liefern die Lösung für die Wespentaille gleich mit: Pille einwerfen oder Cocktail mixen - fertig. Kein Schwitzen und Hungern.

Sehr beliebt sind Appetitzügler. Ihre Einnahme stellt einen gravierenden Eingriff in den Körper dar. Deshalb sind sie in der Regel rezeptpflichtig. Dem raschen Gewichtsverlust steht eine relativ hohe Gesundheitsgefährdung gegenüber: Appetitzügler enthalten Amphetamine oder Ephedrin, die erhebliche Nebenwirkungen, wie Herz-Kreislaufbeschwerden hervorrufen können. Wenn überhaupt eine Gewichtsreduzierung eintritt, so ist diese nach Absetzen der Mittel schnell wieder dahin, berichten Betroffene über den Jojo-Effekt. Daher sind Appetitzügler allein kein geeignetes Mittel zur dauerhaften Gewichtsregulierung.

Fett verschlingende Algen und Zitronensäure-Präparate und der als Fettkiller teuer angebotene Pu-Erh-Tee aus China machen schlank, aber nur das Portemonnaie. Die von einer florierenden Industrie angepriesenen Fatburner kurbeln den Stoffwechsel an und wirken verdauungsfördernd. Dass sie schlank machen, ist nicht erwiesen. Auch die Einnahme von Mitteln mit dem Zusatz von Enzymen, Aminosäuren oder L-Carnitin erweist sich als vollkommen überflüssig.

Schlankheitsmittel auf der Basis von Ballast- oder Quellstoffen sollen schneller satt machen. Die zumeist aus pflanzlichen Bestandteilen bestehenden Produkte quellen im Magen auf. Dadurch bewirken sie ein Sättigungsgefühl, bremsen den Hunger aber nur schwach. Dem Körper muss bei der Einnahme von Quellmitteln viel Wasser zugeführt werden, da sonst die Gefahr eines Darmverschlusses besteht. Wer sein Hungergefühl mit diesen Mitteln beeinflusst, wird sicherlich nicht zur Änderung seines Essverhaltens angeregt.

Andere Schlankheits-Mittel setzen auf die vermehrte Ausscheidung von Wasser. Viele Tees und Abführmittel führen durch ihre entwässernden Inhaltsstoffe Flüssigkeit ab, Fettpolster schwinden dabei aber nicht. Eine längerfristige Einnahme ist gesundheitlich bedenklich: Mineralstoffmangel und Herzrhythmusstörungen können die Folge sein. Abführmittel fördern die Darmträgheit und erhöhen das Darmkrebsrisiko, als Schlankheitsmittel sind sie nicht geeignet.

Einen anderen Ansatz haben dagegen sogenannte Trinkdiäten. Frei verkäufliche Eiweiß- und Nährstoffpulver enthalten wenige Kalorien und sind schnell zubereitet. Im Rahmen einer ausgewogenen Diät können Sie durchaus sinnvoll sein, um gelegentlich eine fettreiche Mahlzeit zu ersetzen. Ohne eine Nahrungsumstellung ist der Erfolg, den man damit erzielt, jedoch schnell verpufft.

Schlank werden beginnt im Kopf

Der Weg zum Wohlfühlgewicht führt über eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten und Bewegung. Wer ernsthaft an sich arbeitet, schafft es auch: ohne dabei seine Gesundheit zu ruinieren und mit der Aussicht, das Risiko für Folgeerkrankungen des Übergewichts zu vermindern.

Wer dennoch zu unterstützenden Mitteln greifen möchte, sollte sich unbedingt an einen Arzt oder Apotheker seines Vertrauens wenden.

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